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Sohn adoptiert Vater
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Aus WAS-Info 2:

1. Thematik der ADOPTION

Die physiologische Dimension paternogener Traumatisierungen (Verwundungs-erfahrungen durch einen Mann, meist der Vater, in der frühen Kindheit, siehe dazu "Umgang" 4.Aufl.) ist auch durch die physische Überlegenheit des Vaters beschreibbar. In der Verhaltensbiologie wird dies als "Imponiergehabe" bezeichnet. Die Demonstration der Stärke wurzelt in der Angst des Vaters, die dem Vater die geistige Dimension seiner Situation vermittelt. D.h. wenn er die Vaterrolle übernehmen will, als Sohn seines Vaters, muss er die Vater- und Sohnes-Rolle übernehmen (ein Sohn muss immer eine "Hierarchie-Einheit" unter dem Vater bleiben, was den Abwärtstrend des Patriarchats verstehbar macht, siehe GuM 2.Aufl.). Wenn der Sohn sich jetzt zum Vater erschwingen will, braucht er dessen Zustimmung, seine Erlaubnis, also eine Berechtigung. Diese Berechtigung kann ihm die Kultur geben, doch für die familiär geprägte (in wesentlichen Teilen unterbewusste) Welt- und Selbstsicht braucht er die Berechtigung auch von seinem Vater oder muss sie aus den Erfahrungen mit seinem Vater ableiten können.

Bei der Untersuchung von Geburtsbeschreibungen kann beobachtet werden, dass diese fast ausschließlich eher schrecklichen Darstellungen ähneln als freudigen Botschaften, was in der Kirche den Start der Muttersegnung darstellt ("Nachdem der Herr dir in der Stunde der Not beigestanden hat..."). Die Dramatisierung des Geburtsvorganges hilft nicht nur, eine schwere Geburt zu provozieren (mit Sorgen ins Krankenhaus fördert eher Verkrampfungen), sondern fixiert einen wesentlichen Not-Tatbestand, um darüber die Mutterschaft über das Frausein erheben zu können. "Frau in Not" (siehe WuL 1995) wird dadurch zur eigentlichen Natur der Frau. Wer nichts anderes hat an Selbstbewusstsein als dieses Problembewusstsein (Identifizierung von Person und Konflikt bzw. Not-Stand), wird diese Not als Persönlichkeitsmerkmal akzeptieren.

Üblicherweise denken wir, der Vater bekäme seinen Titel "genetisch", nennt sich dann so (wird so genannt) und nennt dann seinen Sohn "Sohn". Bei den Germanen war es formal tatsächlich so, dass der Vater erst sein Kind als sein Kind anerkennen musste, um es damit in die Familie und die Stammesgemeinschaft aufnehmen zu lassen. Auch der römische pater familias war Herr über seine Kinder und konnte sie z.B. in die Sklaverei verkaufen, um seinen Etat aufzubessern.

Es wird von Paulus behauptet, dass Jesus Sohn Gottes sei. Diese Behauptung steht im Neuen Testament auf zwei Beinen: 1. Die Geburtslegenden (Matthäus und Lukas). 2. Adoptionsformeln. Bei der Taufe Jesu durch Johannes öffnet sich der Himmel, und Gott spricht: "das ist mein Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe". Das gleiche Geschehen ereignet sich auf dem Berg der Verklärung. Dort ertönt die gleiche Formel.

Obwohl bei Matthäus und Lukas die Zeugungsgeschichte steht, muss ein Sohn von seinem Vater anerkannt sein (nach 30 Jahren geschieht diese Himmelsöffnung, vor der sogenannten öffentlichen Wirksamkeit Jesu - die Zeit davor bleibt im Dunkel). Bis dahin hatte Jesus noch keine Familie gegründet, und er bekam jetzt vom Vater das vorbestimmte Leben erlaubt und zwar so, wie ein Vater sich das vorstellt (Abbildung unserer kulturellen Realität). Doch: im Garten Gethsemane sagte Jesus angeblich: "Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie Du willst" (Matth. 26,39). Er bietet dem Vater die Unterwerfung unter den göttlichen Willen an. Ab jetzt ist Jesus Gottes "echter" Sohn, da er den Willen des Vaters trotz schwerwiegender Bedenken befolgt. Dadurch nun, dass dies geschieht, wird dieser Gott erst zum Vater, da er jetzt erst den Sohn hat, den er sich gewünscht hat. Der Sohn adoptiert also den Vater, nicht umgekehrt!

Daraus folgt: Der Vater ist nur solange Vater, wie der Sohn das will, solange er sich dem Recht des Vaters unterstellt (Monarchie). Was heißt das in diesem konkreten Fall? Den Tod. Jesus begeht, formal betrachtet, im Auftrag des Vaters Selbstmord für einen guten Zweck. Worin besteht seine Belohnung? Im Titel "Herr" ("Herr Jesus"). Herr heißt griechisch Kyrios, hebräisch: adonaj. Adonaj ist die Umschreibung für den Gottesnamen. Kyrios ist auch der Kaisertitel. Kyrios als Rechtstitel spricht dem, der den Titel trägt, die sachliche Autorität zu. "Herr" ist also eigentlich der Titel für Gott.

Der Titel "Herr" wird in unseren Kulturkreisen einem Mann zugebilligt, der über ein gewisses Alter hinaus ist. Frauen heißen z.T immer noch "Fräulein", solange sie nicht verheiratet sind. D.h. die Bezeichnung "Fräulein" sieht eben in der Tochter die Frau und entschärft dies über die Verniedlichung.

"Herr Jesus" ist die Belohnung, die der erfolgreichen Sohnschaft zukommt. Zur Aussicht gestellt wird Jesus die Stellvertretung des Vaters am jüngsten Gericht - also die Übertragung weitestgehender Befugnisse, an die sich der Vater zu halten gedenkt. Damit werden die beiden zwar innigst verbunden, doch die Hierarchie bleibt erhalten. Diese Konstruktion kann nur aus der menschlichen Erfahrung (aus dem Kopf kommen): Ein Sohn adoptiert seinen Vater in der Verwundungserfahrung aus Überlebensgründen, und dieser Adoptionsvertrag gilt. Die Nähe zum Vater ist für den Sohn immer größer als die Nähe zur Partnerin, und die Partnerschaft hat wieder Vorrang vor der Elternschaft ("In den Familien hat daher die Paarbeziehung Vorrang vor der Elternschaft ..." Bert Helliger "Zur Phänomenologie des Gewissens" in "Implizite Axiome. Tiefenstrukturen des Denkens und Handelns", hrsg. v. Wolfgang Huber, Ernst Petzold und Theo Sundermeier, 1990, S.116). Selbst wenn ein Sohn sich mit seinem Vater zerstreitet, braucht er den Vater, um (erst) aus dem Streit Konsequenzen zu ziehen.

Wovor mögen viele Väter Angst haben? Diese Angst scheint durch die Idee verursacht zu sein, der Sohn würde die Adoption aufheben und sich gegen ihn stellen, wenn die physische Situation es zulässt. Denn es sieht im Patriarchat doch offenbar so aus, dass ein Sohn von Geburt an Herr ist, und der Titel nur auf später verlagert wird. Der Herr adoptiert und nicht der Knecht. Im Streit oder kurz davor wird vom Vater auch gerne der Begriff "Herr Sohn" genommen. Was heißt das für das patriarchale System? Männer sollen Söhne bleiben und dürfen dann Herren sein. Geben sie die Titel auf, ist es aus mit ihrer "Herrlichkeit" - wegen Nichtteilnahme am patriarchalen System. Männer adoptieren auch die Experten, denn das Recht vom Vater, Herr sein zu dürfen, gibt ihnen auch das Recht, analog (vaterähnliche) Experten zu adoptieren. Deshalb nennt sich der Papst auch offiziell Stellvertreter Christi (obgleich in der Kirche alle geweihten bzw. ordinierten Geistlichen die Funktion als Stellvertreter ausüben). Doch die Stellvertreter sind besser dran als Christus selbst, denn der muss aufs jüngste Gericht warten.

    Zu den Folgen für die Töchter, die vom Vater adoptiert werden,

    siehe “Umgang” 5.Aufl.

     

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