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Vorwort zu Hoffnung und Sinn

Voraussetzen darf ich wohl, dass der Unterschied zwischen Sinn und Bedeutung bekannt ist. Nun zeigt sich in der neueren Denkgeschichte, dass jene, die wir als Konstruktivisten zu bezeichnen gelernt haben, aufzeigen möchten, dass unsere Erfassung von Wirklichkeit hauptsächlich (wenn nicht sogar ausschließlich) von der Bedeutung abhängig ist, die Phänomene für uns haben – bewusst und/oder unbewusst. Der Begriff Sinn ist damit wieder einmal ins Zwielicht des Skeptizismus geraten. Schon Georgias von Leontonoi hat gemeint: Es gibt nur mich, alles andere ist Illusion.

Nun wird niemand leugnen wollen, dass wir Organe besitzen, die wir Sinnesorgane nennen. Was nehmen diese wahr? Und was machen wir bewusst und/oder unbewusst aus dem Wahrgenommenen? Darüber gibt es viele Diskussionen, da unterschiedliche theoretische Ansätze auf ihre Existenzberechtigung pochen und sich verifizieren möchten. Diese Denkschemata arbeiten jenen entgegen, die meinen, wir dächten alle sowieso interessegeleitet und damit letztlich nur innerhalb der individuellen (geschlossenen) Systeme.

Ein gewisser Sir Karl Popper hat eine andere Position eingenommen. Ich möchte sie in meinem (interessegeleiteten) Verständnis salopp wiedergeben:

Das mag ja alles sein, was da so skeptisch geäußert wird. Nur: darauf lässt sich nichts wirklich Positives aufbauen, schon gar keine echte Wissenschaftskritik. Wer mag denn wirklich so vermessen sein, zu behaupten, die eigene Theorie verifizieren zu können? Unser vorläufiges Wissen kann dies gar nicht. Also gehen wir doch einfach davon aus, dass das, was sich theoretisch erschließt und sich theoretisch und/oder praktisch bewährt, erhaltenswert ist – und das so lange, bis es falsifiziert wird. Und laßt uns um der wissenschaftlichen Redlichkeit auch so reden.

“Ich denke, dass alle Schwäne weiß sind” (oder: Ich glaube... Es ist zu vermuten, dass....) kann umgewandelt werden in “Es gibt weiße Schwäne”. Hm. Na, wunderbar. Sagen wir positiv: “Alle Schwäne sind weiß”, beziehen wir Position, arbeiten mit dem Inhalt des Satzes präzise – bis, ja bis ein schwarzer Schwan gesichtet wird. Dann ist unser Satz falsifiziert durch eine neue Erkenntnis, deren Inhalt sogar sinnlich wahrnehmbar ist.

In diesem Gebaren steckt nicht nur ein Funke Selbstironie, sondern ein Feuerwerk an Denkfreude und angemessener Selbstkritik. Für humorlose (sogenannte) Wissenschaftler erscheint diese Art als entschieden zu arrogant und läppisch. Wohlan.

Wie aus meinen Veröffentlichungen zu entnehmen ist, zähle ich mich als Mitglied der Popperschen Fangemeinde. Ermutigt durch seine Forderungen nach präziser Formulierung sage ich jetzt:

Es ist sinnvoll, dass es uns gibt. Es hat einen Sinn, dass es die konkreten Menschen gibt, die es gibt. Um diesem Sinn näherzukommen, ihn damit von bloßer Bedeutung differenzieren zu können, sage ich auch: Sinn hat Sinn. Weshalb das denn nun? Nun, weil der Sinn von Sinn einen Sinn hat.

Erfasse ich einen Sachverhalt, benötige ich, um ihn zu verstehen (insofern er einen Sinn hat), 3 voneinander unabhängige Tatbestände. Kann ich den Sinn nicht erkennen, brauche ich einen weiteren Tatbestand. Kann ich auch hierin noch keinen Sinn erkennen, suche ich einen fünften Tatbestand. Falls ich jetzt immer noch nichts verstehe, erweist sich mein Denken als zu begrenzt, oder es gibt keinen Sinn (ich kann den Sachverhalt dann nur so beschreiben).

Falls ich verstehe und Sinn erkenne, behalte ich die damit korrelierte Erkenntnis bei, bis sich ggf. herausstellt, dass das, was ich als sinnvoll erkannt habe, doch nur Bedeutung für mich gewesen ist und so nun zu einer neuen Erkenntnis gelange. Diese zeigt mir außerdem meinen vorigen Fehler auf (ich habe noch etwas dazu gelernt) und wodurch ich ihn begangen habe (und ich habe noch eine Erkenntnis mehr). Die zusätzlich gewonnenen Erkenntnisse helfen mir dann, diesen oder ähnliche Fehler zu vermeiden – was wäre der Mensch ohne Irrtumsfähigkeit: kein lernfähiges Wesen. Um nicht zum Spruch “je irrer desto menscher” zu gelangen, gönne ich mir im Sinne Poppers das Vergnügen, Bewährtes beizubehalten und mir nicht den noch so bedeutsamen Skeptizismus abschwätzen zu lassen, auch nicht von jenen, die meinen, sie dürften mein Recht auf mich selbst und damit auf mein eigenes Denken begrenzen – und sei dies noch so religiös begründet.

Wer mehr über meine theoretische Basis erfahren möchte, schaue doch in “Noologische Anthropologie” in Siebel/Winkler “Noosomatik Bd.I” bzw. in “Anthropologie als Theologiekritik” in Siebel/Winkler “Das Kerygma Jesu”.

Ich meine: Es hat Sinn, über Sinn nachzudenken, damit wir als hoffende Wesen nicht an unseren Illusionen scheitern, sondern Raum gewinnen für einen respektvollen Umgang mit der Menschlichkeit des Menschen.

Wiesbaden, 13.8.2001 (!)

Walter Alfred Siebel

Vorwort für Laien

Es wird immer wieder, so auch in unserer Zeit, von der Verunsicherung der Massen geredet. Heute heißt es in etwa so: Die Menschen sind angesichts des Zerfalls moralischer Instanzen extrem verunsichert... Die bisher als normgebende Institutionen handelnden gesellschaftlichen Gruppen (z.B. die Kirchen) verlieren immer mehr an Glaubwürdigkeit... Der Sittenzerfall droht....

Wer je in der Schule das Vergnügen hatte, im Lateinunterricht bei Sallust Sittenzerfall zu studieren, wird aufhorchen und sagen: das kenne ich doch irgendwoher!

Diese Mahnungen hat es also schon immer wieder einmal gegeben. Wer auch immer sich dann angekündigt hat (auf deutschem Boden noch vom letzten Jahrhundert her bekannt als “Führer”), was auch immer angekündigt worden ist, die Angekündigten sind selten so lange geblieben, wie sie sich das selbst vorgestellt haben. Aber auch dann ist eine neue Ära von irgendwoher gekommen.

Dieser Wechsel von “Zeitaltern” ist in der Entwicklung der Menschheit beschrieben – also bereits erkannt worden. Doch jede aktuelle Mahnungswirtschaft tut so, als sei sie ganz neu. Das birgt die ungeheure Gefahr der tatsächlichen Verunsicherung: der Schrei nach Experten bzw. Expertinnen wird laut. Heutzutage werden z.B. Ethikkommissionen gefordert. In ihnen sitzen wieder genau die Leute, die den Institutionen angehören, deren Verfall an Glaubwürdigkeit beklagt wird, z.B. Theologen.

Was ist nun mit denen, die gemeint haben, selbständig denken zu dürfen? Sich ihre eigene Meinung bilden zu können? Sich Informationen direkt und ohne Verfärbung und Filter besorgen zu können?

Was mich bewogen hat, als Laie an diesem Buch mitzuwirken, ist jene Dimension, in der die Freiheit des eigenen Denkens geradezu gefordert wird: Es gibt keine Rezepte, aber Informationen, zu denen wir sonst kaum Zugang finden. So kann sich der Gedanke entfalten: Ich muss nicht alles unverdaut schlucken, ich darf selbst denken und mich so informieren, dass ich eben nicht in Abhängigkeit von Experten oder Expertinnen gerate. Ich kann nicht alles Wissen erlangen, mir jedoch das suchen, das ich für meine Lebensführung und mein Demokratieverständnis benötige.

Eben: Für mein Verständnis von menschlichen Möglichkeiten. Da sitzen wir denn wie in einem Boot: Wir müssen eine eigene Position einnehmen: “Wie hältst Du es mit Wissen um die Wunder des Menschseins?” Wenn sich da nicht die Frage nach Sinn auftut....

Carsten Wriedt

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